Otmar Hoefer

GGL Erinnerungen von Otmar Hoefer

In den ersten Monaten meiner Schriftsetzerlehre sollte in der damaligen Werkkunstschule Offenbach, an der auch mein Vater als Schriftlehrer tätig war, ein Typovortrag von Günter Gerhard Lange von der H. Berthold AG stattfinden. Ich fragte bei meinem Lehrmeister an, ob er mir für den Besuch der Veranstaltung frei geben könnte, und er bejahte dies. Mit Spannung saß ich in der Aula zusammen mit den Studenten der Schule, um den Dias und Ausführungen von GGL zu folgen.

Herein kam ein etwas schräg humpelnder großer Mann, dem man seine Kriegsverletzung ansehen konnte.

Was blieb davon hängen? Dass er so schnell und wie ein Maschinengewehr sprach und sich teils einer recht derben Fäkalsprache bediente. Aber auch seine Empfehlung, dass die größte Aufmerksamkeit des Lesers durch die Verwendung von Schwarz auf Gelb zu erreichen sei. Ein Prinzip, das dann auch später bei Erik Spiekermann für seine FontShop-Identity Anwendung fand.

Nachdem ich mein Studium in Stuttgart beendet hatte, kam ich zur D. Stempel AG und später zur Linotype und war dort lange Zeit für die Vermarktung der Schriften verantwortlich, und so kamen GGL und ich uns als Konkurrenten vor.

Bei den ATypI-Kongressen, der DRUPA und Imprinta in Düsseldorf trafen wir uns zusammen mit Gerd Gruhl (mein Pendant bei Berthold) und Bernd Möllenstädt und tauschten uns kollegial über die Trends in der Typografie aus. GGL erkannte, dass ich die Berthold-Schriften auch hoch schätzte, wenn auch mein Herz mehr für die Linotype-Schriften schlug.

In Oxford überreichte er mir als Anerkennung eine grüne Designer-Holzfliege, da ich immer eine Fliege anstatt einer Krawatte getragen hatte. Ich habe sie immer zu seinen Ehren auf Typo-Veranstaltungen getragen.

Anlässlich Hermann Zapfs 80. Geburtstags veranstalteten wir im November 1998 eine große Feier in den Mainzer Kupferberg-Terrassen. Laudator war GGL, der dies auch in einer ehrenvollen Weise zur Freude von Hermann Zapf vollzog.

Seit 2000 arbeiten Hans Reichardt und ich gemeinsam an der Website mit dem einzigartigen digitalen Schriftdesignerarchiv des Klingspor Museums in Offenbach und haben heute bereits über 13.600 Einträge geschaffen. Auch GGL ist dort in einem 9-seitigen PDF mit seinen Schriften vertreten.

Hier der direkte Link: http://www.klingspor-museum.de/KlingsporKuenstler/Schriftdesigner/Lange/GGLange.pdf

So hoffen wir, dass auch junge Designer, die GGL nicht kannten, sein Werk und seine Schriften auch auf diesem Weg weiterhin kennenlernen.

Otmar Hoefer