Michael Bundscherer

Michi Bundscherer

Nachwuchsförderer GGL
Meine erste Begegnung mit GGL war als junger Geselle im Jahr 2000 auf der Typo in Berlin. Neville Brody und David Carson waren zu dieser Zeit die unangefochtenen Stars am Typo-Himmel. GGL interessierte mich aber viel mehr: Er schaffte es, das Beste aus historischen Typographie- und Schriftgestaltungs-Epochen mit den modernen Satz- und DTP-Systemen in Einklang zu bringen. Und das so, dass es eine Freude war, damit zu experimentieren. Was es da alles zu entdecken gibt! Obwohl damals schon fast achtzigjährig, kam er mir ziemlich rebellisch vor. Dabei legte GGL vor allem Wert darauf, besonders Berufsanfänger und Nicht-Fachleute anzusprechen. Und das mit einer rhetorischen Wucht, die mich umgehauen hat.

Nach seinem Vortrag bin ich gleich zu ihm hin und habe ihm um ein Foto gebeten. »Jetzt gleich! Wo stehe ich? Hier! Los, machen Sie!« GGL war stets so, wie er es auch von anderen gefordert hat: »Seien Sie nicht lau und gleichgültig. Seien Sie entweder heiß oder kalt.« Deshalb bin ich dank Günter Gerhard Lange heute nicht nur Typograph und Grafikdesigner, sondern auch Porträt- und Eventfotograf.

Um GGL zu verstehen, muss man nicht nur auf seine Funktionen (Typograph, Schriftdesigner, künstlerischer Leiter, Lehrer, Redner …) schauen, sondern auf den Menschen an sich: »Ein guter Typograph, Graphiker oder Designer muss mit Leib und Seele, einem Übermaß an Begeisterung und Interesse bei der Sache sein. Nur mit Leidenschaft kommt man wie in der Liebe, im gesamten Leben oder beim Lernen, so auch im Design weiter.«

Michi Bundscherer